[FF] Just Friends

Wortlos saß ich da, hatte meinen Kopf an Jacksons Schulter gelegt und sah in die Ferne. Auch Jackson sprach nicht. Er schien mir die Gelegenheit zu lassen, meine Gedanken zu ordnen. Wenn es doch nur so einfach wäre! Ich liebte Jackson, da war ich mir ganz sicher. Aber Kellan… Schon alleine der Gedanke an ihn, ließ meinen Magen zusammenkrampfen und versetzte meinem Herzen einen Stich. Eine Sekunde lang versuchte ich mir vorzustellen, wie es wohl gewesen wäre, wenn Kellan an Jacksons Stelle gesessen hätte. Ich dachte, so könnte ich mir klar darüber werden, was ich fühlte. Aber ich versagte kläglich. Verzweiflung machte sich in mir breit, zum wiederholten Male in den letzten Tagen. Ich schloss kurz die Augen. Ich war hier, um den Kopf frei zu bekommen. Jackson hatte sich solche Mühe gegeben. Es wäre fies, den Moment jetzt zu ruinieren, in dem ich mir diese düsteren Gedanken über mein Herz machte. Ich würde noch genug Zeit haben, meinen unglücklichen Gedanken nachzuhängen. „Es ist wunderschön“, sagte ich leise zu Jackson, als die Sonne sich langsam hinter dem Horizon hervorhob.
Ihre goldenen Strahlen erhellten sanft den noch dämmerigen Himmel und vertrieben auch die letzten Sterne, die noch da oben zu sehen waren. Auch die ersten Hausdächer ganz weit im Osten wurden schon von ihrem goldenen Licht berührt. Jackson schlang seinen Arm enger um mich und drückte mich leicht an sich. Ich ließ meinen Kopf auf seiner Schulter liegen. „Danke, dass du mit mir hierher gekommen bist.“, murmelte ich. Jackson drehte mir den Kopf zu. „Ashley, du weißt, dass ich dich niemals drängen würde, aber du kannst mir alles erzählen. Ich hoffe, das weißt du.“ Ich lächelte über die Ironie seiner Worte. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. Aber wie hätte ich ihm erzählen können, was mit mir los war? Ich brachte diese Worte nicht über meine Lippen, ich könnte ihm nicht so wehtun. Der einzige, mit dem ich darüber sprechen konnte, war Kellan. Und ich hatte Angst davor, mit Kellan zu sprechen. Ich hatte Angst vor mir selbst, wenn ich Kellan gegenüber stehen würde.
Ich hatte Angst davor, wieder die Kontrolle zu verlieren. Also würde ich mit niemandem darüber sprechen können. „Es ist alles okay. Ich komme schon klar.“, wiegelte ich ab. „Ich werde mit Kellan reden.“, versprach Jackson. „Was auch immer er dir angetan hat, dass du so darunter leidest, ist nicht okay.“ Er küsste meinen Haaransatz. Die Sonne ging weiter auf, es wurde langsam Tag. „Es ist schon lustig, wie klein die Welt von hier oben aussieht, findest du nicht?“, fragte ich meinen Freund. „Alles, was dir dort unten so beeindruckend groß vorkommt, ist hier oben nicht größer als ein Fingerhut.“ Jackson lachte. „Ich bin sowieso der Ansicht, dass sich Hollywood viel zu wichtig nimmt.“, scherzte er. „Mir war schon immer klar, dass es eigentlich in einen Fingerhut passt.“ Ich lachte. „Sag das doch mal den Leuten, die dir deine Jobs geben.“, schlug ich ihm vor. Jackson zwinkerte mir zu. „Das kann ich gerne machen. Und wenn ich dann nie wieder einen Job bekomme, dann werde ich halt Straßenmusiker und verdiene in den Ghettos von Los Angeles mein Geld. Dann leben wir in einem Wohnwagenpark und unsere Kinder werden Kleinkriminelle sein und auf öffentliche Schulen gehen.“ Ich knuffte ihn in die Seite. „Ich war auch auf einer öffentlichen Schule!“, beschwerte ich mich. „Sind ja rosige Aussichten, die du für unsere Zukunft hast. Ich darf dann unsere Kinder auf der Polizeiwache abholen und dich gleich dazu, weil sie dich wegen der Bettelei verhaften werden.“ Jackson nickte. „Ich sehe, du weißt, was ich meine.“ Er küsste mich so zärtlich, dass ich spürte, wie mein Herz einen Sprung machte. Ich löste mich von ihm und drückte seine Hand, die ich jetzt hielt. Ich spürte mein Handy, das in meiner Hosentasche gegen mein Bein drückte.
„Weißt du, was das Schönste hier oben ist?“ Ich lächelte ihn an, als er die Schultern zuckte. „Hier oben gibt es
keinen Handyempfang.“ Jackson runzelte die Stirn. „Hört sich ja ganz so an, als wolltest du allem nur noch entfliehen.“

So hatte ich es noch gar nicht gesehen. Aber der Gedanke gefiel mir. Flucht hörte sich wunderbar an. „Und wenn es so wäre?“, hakte ich nach. Jackson streichelte sanft meine Hand und fuhr mit seinem Finger die Konturen meiner Finger nach. „Dann würde ich mir was überlegen. Vielleicht können wir uns eine Auszeit nehmen.“ Mein Herz schlug schneller. Das war eine wunderbare Idee! „Musst du nicht arbeiten?“, fragte ich unsicher. Ich wollte nicht, dass er seine Karriere für mich aufs Spiel setzte. Nur weil meine Gefühle Purzelbäume schlugen und verrückt spielten, musste ich ihm nicht schaden. Jackson dachte einen Moment nach. „Ich hätte schon ein paar Sachen mit der Band zu erledigen. Aber das kann auch warten. Die Jungs haben sicher Verständnis dafür.“
Ein schlechtes Gewissen überkam mich. „Weißt du, Jackson, es ist nicht so wichtig. Lass uns unsere Flucht einfach verschieben.“
Ich küsste ihn auf die Lippen, damit er merkte, dass das Thema für mich beendet war. „Hmm. Ich rede mal mit ihnen. Da lässt sich sicher was machen. Sonst müssen sie halt ohne mich klar kommen, jedenfalls für eine Weile.“, beharrte Jackson. „Wo würdest du denn gerne hingehen?“ Ich überlegte einen Moment. „Jacksonville.“, antwortete ich dann. Bei dem Gedanken an meine Heimat wurde mir ganz leicht ums Herz. Ja, das war es, was ich jetzt brauchte: Heimaturlaub.

und schon wieder ein total tolles kapitel ;)
mach weiter so ^^